Niederlagenlos durch die Langeweile-Liga

Spielbetrieb

Bild: Borussia-Fahne Auch mit dem »Cheftrainer« Andre Schubert bleibt Borussia unschlagbar: Mit dem hart erkämpften 2:1-Heimsieg gegen Hannover 96 baute Schubert-Borussia die Serie auf 8 ungeschlagene Spiele aus, mit 6 Siegen und 2 Unentschieden!

Die Freude am Borussia-Spiel ist das eine. Dass die Bundesliga in dieser Saison unfassbar langweilig ist, das andere.

Borussia vs Hannover

Gegen Hannover 96 war die Borussia, trotz des durch Sperren und Verletzungen dezimierten Kaders, in der Form der letzten Wochen natürlich haushoher Favorit. Musste aber für die drei Punkte richtig hart arbeiten. In der 34. Minute brachte der an diesem Tag überragende Traoré den VfL in Führung. Dahoud sah den rechts ziemlich frei lauernden Traoré und spielte diesen mit einem präzisen Pass an, dieser vollendete mit dem linken Außenrist grandios ins Tor.

Nun erwartete jeder, dass dieser Treffer der berühmte »Dosenöffner« und die nächsten Treffer nur eine Frage der Zeit sein würden. Hannover spielte aber ihr Spiel mit Sechs-Mann-Defensiv-Bollwerk und drei Mann, die im Mittelfeld auf Konter lauerten, ausgezeichnet. Dass sie so viele Torchancen haben würden, hatte wohl niemand erwartet. Borussia tat sich damit schwer, kam trotzdem auch zu vielen guten Chancen, die der aufmerksame Zieler aber allesamt wegfischte.

Defensiv war Borussia anfällig, es war pures Glück und Hannoveraner Unfähigkeit (insbesondere Uffe Bech ließ unfassbare Konterchancen liegen), dass die Führung hielt. Bis zur 65. Minute. Nach einer Ecke klärte Sommer, traf dabei aber den wenige Zentimeter vor ihm stehenden Sobiech, der als einziger den Durchblick hatte und den Ball zum Ausgleich ins Netz kickte.

So lief das Spiel mit einigem Hin-und-Her munter weiter und alle begannen sich, da beide Tore trotz vieler Schussversuche durch die Torleute vernagelt schienen, auf ein weiteres Heimunentschieden einzustellen. In der 84. Minute wagte sich aber Verteidiger Christensen über den rechten Flügel nach vorne und passte die Kugel in die Mitte zu dem im Strafraum lauernden Raffael, der mit einer kleinen Drehung das Kunstleder ins Tor schoss – 2:1 für Borussia, was für ein Jubel!

Die Fohlenelf gewann letztendlich eine spannende und unterhaltsame Partie (mit 21:14 Torschüssen!) gegen ein überraschend stark auftretendes Hannover 96 mit 2:1. »Spannend und unterhaltsam« findet man solche Spiele natürlich nur, wenn die eigene Mannschaft letztendlich auch gewinnt…

Was lernen wir daraus?

  1. Xhaka ist unersetzbar. Nichts gegen den wackeren und zuverlässigen Nordtveit, aber Borussia spielt eine Klasse schlechter, wenn Xhaka nicht dabei ist. Dass Hannover so viele Chancen hatte, lag auch daran, dass Nordi die »abkippende Partie« der Doppel-Sechs nicht so souverän ausführen konnte wie Xhaka. Entsprechend sollten die aufkommenden Transfergerüchte alle, die es mit der Borussia halten, einigermaßen beunruhigen. Im Gegensatz zu einem Neustädter damals wäre das wirklich ein schwer bis unmöglich zu ersetzender »Wegbrechendes-Rückgrat«-Abgang…

  2. In der Defensive wird es personell langsam eng. Die aus der Verletzung zurückgekehrten Jantschke und Korb standen ziemlich unsicher und steckten Wendt damit an, einzig Christensen legte eine gute Leistung hin und hielt die Abwehr zusammen. Da sollte sich nun niemand mehr verletzen und man muss hoffen, dass Jantschke und Korb durch die Spielpraxis, die sie nun zwangsläufig erhalten werden, zu alter Form zurück finden.

  3. Apropos, Andreas Christensen hat sich erstaunlich entwickelt. In wenigen Wochen vom Unsicherheitsfaktor in den ersten Saisonspielen zum Chef der Abwehr, der auftritt, als hätte er schon diverse Jahre Bundesliga in den Knochen. Respekt vor den Leistungen der letzten Wochen, das hätte ich ihm so nicht zugetraut.

  4. Auch im Angriff wird die Personaldecke durch die Verletzten eng. Auf den Außen fehlen die Alternativen derzeit komplett. Hazard konnte diese Saison noch nicht überzeugen, Hrgota ist längst vergessen. Was uns zur »Problempersonalie der Saison« bringt.

  5. Nämlich Drmic. »Gute Ansätze« ist bekanntlich der etwas freundlichere Bruder von »Kackspiel«. Drmic wurde in der 78. Minute eingewechselt. Er kam dann neunmal an den Ball, spielte 5 Pässe, von denen 3 ankamen und schoss einmal aufs Tor. Daraus werden dann in der allgemeinen Wahrnehmung die berühmten »guten Ansätze«. Man hat das Gefühl, es gäbe eine Art geheime Vereinbarung, Drmic vom »Fehleinkauf«-Status kollektiv wegzuloben. Es ist natürlich immer schwer, in 15 Minuten Akzente zu setzen. Durch den Spielverlauf war es aber bis zum Abpfiff eher ein »Stürmerspiel«. In meinen Augen ist da noch jede Menge zu tun für Drmic, bis er eine Alternative für die Startelf ist.

  6. Rotation ist nicht. Siehe oben, das gibt der Kader nicht mehr her. Sollte aber für die Spiele bis zu Winterpause auch so langen, sofern es jetzt keine weiteren Verletzungen mehr gibt.

Die Langeweile-Liga

Auch wenn das Borussia-Spiel recht kurzweilig war, ändert das nichts am Gesamteindruck: Die Bundesliga spielt eine Saison der gepflegten Langeweile.

Das von Medien zum »Spitzenspiel« auserkorene Duell Schalke gegen Bayern, also Fünfter gegen Erster, wird von Bayern als Spitzenspiel so ernst genommen, dass sie ihren besten Verteidiger Boateng auf der Bank lassen, um ihn für die Champions League zu schonen…

Hertha BSC ist nun mit einer unfassbar langweiligen Spielweise auf Rang 4 der Tabelle geklettert. Mehr muss man über die Bundesliga Anno 2015/16 eigentlich gar nicht wissen. Wenn ich nicht Borussia schauen müsste, wüsste ich ehrlich gesagt nicht, ob ich mir derzeit überhaupt irgendein Bundesligaspiel in voller Länge anschauen würde…

Langeweile an der Tabellenspitze, »ergebnisorientierter« Anti-Fußball und tempoarmes Mittelfeldgeplänkel prägen derzeit den Mainstream der Liga. Als ich Sonntag vom Premier-League-Spiel zu Ingolstadt vs Darmstadt umschaltete, fiel mir dieser Unterschied im Tempo extrem auf. Wie Erwachsenen- zu Jugendfußball…

Mit dem derzeitigen Zustand der Liga machen sich die DFL-Verantwortlichen in ihrer Gier nach immer mehr TV-Geld und Spielplananpassungen zur Auslandsvermarktung lächerlich. Als ob ein Montagsspiel Ingolstadt gegen Darmstadt irgendwen irgendwo vor den Fernseher treiben würde. Nicht mal in Deutschland würde es das. Wer »Premium-Preise« aufrufen möchte, muss auch ein entsprechendes Produkt anbieten. Mit einer Bundesliga, die aus Bayern, einer Handvoll interessanter Spiele und Mannschaften und ansonsten aus reichlich Mittelmaß besteht, das froh ist, irgendwie drin zu bleiben, ist ein üppig zu monetarisierendes »Premium-Produkt« nicht zu erkennen…