Europäische Premiere: Borussia Mönchengladbach vs Manchester City FC 1:2 – 30.9.2015

Stadion

Als am 29.3.1978 der amtierende Deutsche Meister Borussia Mönchengladbach im Düsseldorfer Rheinstadion im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister gegen den FC Liverpool 2:1 gewann, konnte niemand ahnen, dass dieser Sieg das letzte Spiel in diesem Wettbewerb für fast 38 Jahre sein sollte. Der ballreiter war damals noch zu klein, um im Rheinstadion dabei zu sein.

So gingen die Jahre ins Land, der Wettbewerb wurde in »Champions League« umbenannt, die Borussia entfernte sich sportlich gewaltig von Meisterschafts- und CL-Ehren. Bis ins Jahr 2015, die Borussia marschierte auf Rang 3 und so erlebte der ballreiter nach viele Jahren und Spielen tatsächlich eine Premiere: Zum ersten Mal bei einem Spiel der Champions League im Stadion! Und das wieder gegen ein Team aus England: Der Manchester City FC gab sich die Ehre!

Feierliche Premiere im Borussia-Park

Bild: Der Borussia-Park vor dem Spiel

Der Borussia-Park hatte sich fein gemacht für die große europäische Premiere, und auch Petrus wollte nicht stören und präsentierte zum Matchday einen sonnigen Herbsttag. Grün leuchtend unter dem makellosen Abendhimmel stand der Borussia-Park da, und 47.000 Borussinnen und Borussen freuten sich darauf, bei dieser Premiere dabei sein zu können.

Auch die Ultras hatten sich für die CL-Premiere etwas ausgedacht und stellten für 9.728,99 € eine gewaltige Choreo auf die Beine (los geht es bei etwa 1:00 Min. im Video):

Video auf Youtube anschauen

In Ruhe kann man sich das Werk in diesem 360-Grad-Panorama-Foto anschauen.

Und während die Choreo präsentiert wurde, kamen die Teams auf den Rasen und der lang ersehnte Moment war da: Die erhaben-kitschig-orchestrale Hymne der Champions League ertönte erstmals bei einem regulären CL-Spiel im Borussia-Park. »Kommerzspektakel CL« hin oder her, das war schon etwas Besonderes. An diese Champions League könnte man sich gewöhnen…

Das Spiel

Hymnische Erhabenheit des Moments hin oder her, es galt ein Gruppenspiel zu bestreiten. Und nach dem desaströsen Auftakt gegen Sevilla wollte man im ersten Heimspiel etwas für das Punktekonto tun. Manchester City glänzt zwar mit ihren teuren großen Spielernamen, wie den verlorenen Wolfsburger Sohn Kevin De Bruyne. Die ersten Auftritte der Saison in Premier League und CL waren teilweise aber durchaus verbesserungswürdig. Unschlagbar erschienen sie für die nach dem Trainerwechsel wieder erstarkte Borussia nicht.

Interimstrainer André Schubert brachte bis auf eine Änderung (Dominguez kehrte für Nordtveit in die Viererkette zurück) das Team des glorreichen Auswärtssiegs in Stuttgart auf den Rasen.

Und Borussia legte los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Der neue Schubert-Stil der Borussia macht Schluss mit den abwartenden Ballstafetten des Favre-Stils. City wurde von Beginn an im Mittelfeld unter Druck gesetzt. Es entwickelte sich ein offenes Spiel, beide Teams bekamen ihre Chancen. City hatte sich Julian Korb als »Opfer« ausgeguckt und kam mit Kolarov und Sterling gefährlich vor das Tor. Aber auch Borussia kam durch Balleroberungen bei Ballbesitz von City gefährlich vor das Tor des englischen Nationaltorhüters Joe Hart.

Besonders gefährlich wurde es dann dann in der 20. Minute, als Raffael in den Strafraum eindrang und fiel. Woraufhin der an diesem Abend etwas indisponierte Schiedsrichter Turpin Borussia einen Elfmeter schenkte. Jubel brach aus im Park, etwas voreilig. Raffael führte selbst aus, nachdem Hart hinter dem Tor irgendetwas gesucht hatte:

Bild: Joe Hart sucht etwas hinter seinem Tor

Was immer es war, es ermöglichte Joe Hart Raffaels schwach geschossenen Elfer zu halten. So ging es mit 0:0 in die Pause, nachdem Raffael und Herrmann kurz vor selbiger zweimal an dem glänzend aufgelegten Hart scheiterten.

Nach der Pause machte Borussia weiter Druck, und in der 54. Minute war es dann soweit: Der Ball wurde wunderschön zu Stindl gespielt, der trocken mit dem rechten Fuß zum 1:0 verwandelte. Was für ein Jubel, Führung und das erste CL-Tor der Borussia!

Der Rückstand war das Signal für die große City-Offensive. Sie wurden nun druckvoller, schnürten Borussia hinten ein. Und die machte Fehler, in der 65. Minute spielten Herrmann und Wendt Klein-Klein im eigenen Strafraum, was zu einer Ecke für City führte. Die dann postwendend gleich zweimal verwandelt wurde, da das Schiedsrichterteam, trotz des seltsamen UEFA-Torrichters, übersah, dass der Ball schon im ersten Versuch hinter der Linie war und erst den zweiten Versuch als Tor wertete. Torschütze war Otamendi. Oder Korb ins eigene Tor. Oder Demichelis. Man weiß es nicht, die UEFA-Experten beraten noch darüber…

City machte nun noch mehr Druck, Borussia konnte das kraftaufwändige Pressing im Mittelfeld nicht mehr aufrecht erhalten und kam kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus. Trotzdem blieben gute Chancen für City Mangelware. Der namhaft besetzte City-Sturm hatte so seine Schwierigkeiten mit der Präzision.

So lief eigentlich alles auf ein Uentschieden hinaus, bis in der 90. Minute Borussias Elfmeter-Saga weiter ging. Johnson trat Kun Agüero um, es gab Elfmeter, den der Gefoulte selbst verwandelte: 2:1 für City! Im 10. Pflichtspiel der Borussia der neunten Elfmeter für den Gegner. In zwei CL-Spielen alleine vier Stück!

So verschenkte Borussia den möglichen Punktgewinn und steht nach dem 2. Spieltag, trotz eines guten Spiels an diesem Abend, punktelos in der CL-Gruppe auf dem letzten Platz. Was eigentlich völlig unnötig war, mit einer unnötig verursachten Ecke und dem Elfmeter schenkte die Borussia den Citizens den Sieg. Und zu allem Überfluss brach Oscar Wendt in der Nachspielzeit in einer unglücklichen Aktion Torhüter Yann Sommer noch das Nasenbein, so dass dieser erst einmal ausfällt.

Bild: Endstand 1:2, Yann Sommer verletzt.

So fällt das Fazit zwiespältig aus: Einerseits ein großer Abend, ein gutes Spiel, eine tolle Leistung. Andererseits den Sieg, wenigstens aber den Punktgewinn, unnötig aus der Hand gegeben.

Vielleicht bleibt nur noch, das ganze lyrisch zu verarbeiten, wie die Spieltagslyrik:

»Oh Mönchengladbach, da wird’s tragisch

Denn Raffael spielt auf fast magisch

Verhaut ‘nen Elfer und am Ende

Bringt solcher die Ergebniswende«

Die Anderen

Impressionen