Groundhopp zum Verbandsliga-Derby: ASV Durlach vs SpVgg Durlach-Aue 3:3 – 20.9.2015
Nach einem wenig vergnüglichen Bundesliga-Samstag war es mal wieder Zeit für ein wenig Fußballvergnügen mit einem kleinen »Groundhopp«. Dieses Mal nicht in die große weite Welt hinaus, sondern in die Karlsruher Nachbarschaft. In Durlach fand das Derby zwischen dem ASV und der SpVgg Durlach-Aue statt, das zufällig auch noch das Spitzenspiel zwischen Tabellenführer und -Zweiten in der Verbandsliga Nordbaden war. Also nichts wie hin!
Durlach
Durlach ist ein Stadtteil von Karlsruhe. Eigentlich ist es aber der Ursprung von Karlsruhe. Durlach war einst die Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach. Der Durlacher Regent Karl Wilhelm hatte 1715 aber genug vom durch Kriegsschäden malträtierten und nach zeitgenössischen Überlieferungen übelriechenden Ort und gründete Karlsruhe auf einer luftigen Wiese im Hardtwald, ein paar Kilometer von Durlach entfernt. Als wäre das nicht genug, wurde Durlach 1938 auch noch »zwangseingemeindet« nach Karlsruhe.
Der ASV Durlach war viele Jahre die Nummer 1 unter den Durlacher Fußballvereinen. Ein Höhepunkt der jüngeren Vereinsgeschichte war 2008 das Erstrunden-DFB-Pokalspiel gegen den damaligen Bundesligisten Arminia Bielefeld. Der ASV verlor höchst unglücklich mit 1:2. Der heutige Darmstädter Bundesligaprofi Jérôme Gondorf trug damals das Trikot des ASV. Einer seiner zahlreichen Brüder, Rouven, läuft aktuell für den Gegner, die SpVgg Durlach-Aue, auf. Nach dem Pokalspiel gab es für den ASV harte Zeiten am Rande der Insolvenz, verbunden mit diversen Abstiegen.
In dieser Zeit lief die SpVgg Durlach-Aue dem ASV den Rang als Nummer 1 in Durlach ab. Aue ist ein Stadtviertel von Durlach. Die Spvgg pendelte immer zwischen Landes- und Bezirksliga umher. 2014 gelang dann aber der Aufstieg in die Verbandsliga Nordbaden (Sechste Liga), der ASV kehrte in diesem Sommer ebendorthin zurück. So spielen nun zwei Durlacher Klubs in der Verbandsliga, und folgerichtig stand ein Derby auf dem Programm.
Derby-Time!
Das Turmbergstadion liegt idyllisch, unauffällig zwischen Bäumen versteckt, in Sichtweite des Karlsruher Hausbergs, der überraschenderweise »Turmberg« heißt. Für einen Verbandsligisten ist es ziemlich groß, beim oben erwähnten Pokalspiel waren 6.000 Zuschauer vor Ort.
Für schlappe 6 Euro war man dabei, und bekam noch ein schickes 40-seitiges Stadionmagazin in DIN A4 gratis dazu. In jenem gab es eine kleine Spitze gegen den Spielertrainer der SpVgg, dem ehemaligen Bundesliga-Profi Thomas Kies. Da die SpVgg kein Bildmaterial für das Heft zur Verfügung gestellt hatte, grub man beim ASV eine alte Autogrammkarte aus Kies‘ Zeit beim »Lieblingsverein« aller Badener, dem VfB Stuttgart, aus:
So ein Derby ist natürlich ein Pflichttermin für die lokale Polit-Prominenz, die Ortsvorsteherin (eine Art Stadtteilbürgermeisterin) Alexandra Ries glänzte mit einem Spezialtrikot, zur Hälfte ASV und zur Hälfte SpVgg.
Und auch eine Rotte gefährlicher Ultras hatte der ASV aufgeboten:
Das Derby
So war dann alles bereitet für ein großes Derby, die Tribünen füllten sich, 850 Zuschauer wurden es, für ein Verbandsligaspiel eine ordentliche Kulisse. Man konnte sich noch flugs ein Flaschenbier für 2 Euro besorgen und dann wurde auch schon angepfiffen.
Es entwickelte sich ein spannendes und torreiches Derby. Beide Teams hielten sich nicht groß mit taktischem Geplänkel auf und suchten ihr Heil in der Attacke. Ein Elfmeter für ASV sorgte in der 23. Minute für die 1:0-Führung (siehe Bild ganz oben), die aber wenige Minuten später durch den nächsten Elfmeter, dieses mal für die SpVgg, ausgeglichen wurde. Mit dem 1:1 ging es auch in Pause.
Kurz nach der Pause (52.) fiel die Führung für die als Tabellenführer angereiste SpVgg. Doch nur wenig später drehte der ASV das Spiel mit einem Doppelpack (60. und 65.) wieder zu seinen Gunsten. Doch auch diese Führung war nicht von langer Dauer, in der 71. Minute glich die SpVgg zum 3:3-Entstand aus.
Das war ein emotionales Kampfspiel, deshalb gab es nach dem Schlusspfiff noch eine gepflegte Rudelbildung mit einigen Schubsereien auf dem Rasen. Derby, Baby!
Bei Ligaweb kann man sich ein Video mit den Toren von diesem großartigen Derby anschauen.
Fazit: Ein Derby-Besuch, der sich gelohnt hat, ein schöner Fußball-Nachmittag in der Verbandsliga. Es muss nicht immer die große Bühne sein, auch im kleineren Rahmen lebt und gedeiht er, der Fußball…