Schweden, Schweine und Kinder: Celtics mühsamer Weg zurück in die Champions League

Spielbetrieb

Celtic Park, Glasgow, August 2013

Wir stehen bekanntlich mitten in den entscheidenden Play-Off-Spielen zur Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League 2015/16. Neben den Dritten und Vierten der reichen und berühmten Ligen in Spanien, England, Deutschland oder Italien, müssen sich die Meister der kleineren Ligen durch die Qualifikation kämpfen. Für diese ist das ein mühsamer Weg. Vereinen wie dem FC Basel oder dem Celtic FC, die über Jahre hinweg eine gute Rolle in der CL spielten, kann so der niedrige Stellenwert der Liga ihres Landes zum Verhängnis werden.

So kämpft sich derzeit auch der schottische Serienmeister Celtic FC aus Glasgow, immerhin 1967 Sieger des Europapokals der Landesmeister (wie die CL in der guten alten Zeit bekanntlich hieß), durch die Qualifikation und möchte im Rückspiel am morgigen Dienstag in Malmö die Rückkehr in die CL klarmachen.

Rückblick: Ronny Deilas »Hühner«

Unter Trainer Neil Lennon (2010 bis 2014) war Celtic zweimal hintereinander (2012/13 und 2013/14) für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert gewesen, mit dem überaus großartigen 2:1-Sieg am 7.11.2012 über den FC Barcelona als Höhepunkt.

Nach Lennons überraschenden Rücktritt im Mai 2014 wurde ebenso überraschend der Norweger Ronny Deila sein Nachfolger, der mit der Empfehlung einer norwegischen Meisterschaft mit dem Provinzklub Strømsgodset kam. Kaum im Amt, stand auch schon die CL-Qualifikation auf dem Programm. Celtic stieg in der 2. Runde ein und setzte sich in dieser Runde auch glatt mit insgesamt 5:0 gegen die Isländer von KR Reykjavík durch.

In der nächsten Runde begann das Verhängnis. Celtic verlor die Duelle gegen Legia Warschau auf dem Rasen deutlich mit einem 1:4 im Hinspiel bei Legia und einem 0:2 im Rückspiel daheim und war draußen. So dachten alle. Aber Legia hatte in der 88. Minute des Rückspiels den noch Rot-gesperrten Bereszyński eingewechselt. Dumm gelaufen. Somit stand 2-Minuten-plus-Nachspielzeit-lang ein nicht spielberechtigter Akteur für Legia auf dem Rasen, die UEFA wertete das Spiel mit 3:0 für Celtic und damit war Celtic, wg. des Auswärtstors im Hinspiel, in die entscheidende Play-Off-Runde eingezogen.

Nach so viel Glück hätte man eigentlich erwarten können, dass Celtic das unerwartete Geschenk top-motiviert in der entscheidenden Play-Off-Runde gegen NK Maribor nutzen würde. Aber weit gefehlt. Das Hinspiel in Maribor brachte mit einem 1:1 eine gar nicht so schlechte Ausgangsposition, doch Celtic verlor das Rückspiel mit 0:1 und war draußen, Zitat der Daily Mail:

»And yet, after two years of performing in the group stage and downsizing, Celtic’s chickens have come home to roost.«

Somit hatte Celtic das einmalige Kunststück fertig gebracht, in einer Qualifikationsrunde gleich zweimal auszuscheiden! Für Ronny Deila nicht gerade ein Traumstart als Trainer, durch die sozialen Netzwerke hallten schon nach wenigen Wochen seiner Amtszeit die Rufe: »Deila out!«.

Doch man bewahrte die Ruhe bei Celtic. Wie schon in der Schottland-Vorschau geschrieben: Deila baute die Mannschaft nach seinen Vorstellungen um, wurde souverän Schottischer Meister und spielte mit Celtic eine leidlich gute Rolle in der Europa League.

Die aktuellen Qualifikationsrunden

Doch von Celtics Selbstverständnis her gehört Celtic nun einmal in die Champions League. Schottischer Meister werden sie sowieso, der Klub braucht die große europäische Bühne um sich weiter zu entwickeln und um im internationalen Fußball-Zirkus nicht in Vergessenheit zu geraten. Das ist auch das Selbstverständnis der Spieler, so sagte Verteidiger Virgil van Dijk:

»We need to show everyone where we belong as a club – and that is the Champions League.«

Und selbst Lionel Messi himself sehnt sich nach den magischen Champions-League-Nächten im Celtic Park:

»It is the best atmosphere in Europe and we all want to experience that again.«

Los ging die Qualifikation erneut in Island, mit insgesamt 6:1 setzte sich Celtic gegen UMF Stjarnan durch. Danach wartete mit FK Qarabağ Ağdam ein Vertreter aus Aserbeidschan, der sich als ziemlich zäher Brocken herausstellte und in 180 Minuten Abnutzungs- und Abwehrkampf denkbar dünn mit einem 1:0 aus dem Hinspiel im Celtic Park ausgeschaltet werden konnte.

Das Play-Off-Hinspiel gegen Malmö FF in drei Halbzeiten

In der Play-Off-Runde haben es die Bhoys nun mit Malmö FF zu tun, die in der Quali-Runde zuvor mal wieder RedBull Salzburg, das »Lieblingsteam« aller Fußball-Traditionalisten, ausschalteten.

Das Hinspiel am letzten Mittwoch in Paradise, wie der Celtic Park auch genannt wird, gewann Celtic in gewohnt großartiger Europapokal-Atmosphäre mit 3:2. Nach wenigen Minuten stand es schon 2:0, danach kam Malmö zurück ins Spiel und es entwickelte sich ein tolles und hartes Kampfspiel. Bis weit in die Nachspielzeit stand es 3:1 für Celtic, aber mit in der bisherigen Quali ungesehenen Abwehrschwächen ermöglichte Celtic das zweite Auswärtstor für Malmö. Damit machte Celtic sich selbst die Ausgangslage für das Rückspiel unnötig schwer. Und Doppeltorschütze für Malmö war auch noch »ausgerechnet« (wie man in Sport-Journaille-Kreisen sagen würde) der in der vorigen Saison bei Celtic aussortierte Jo Inge Berget.

Richtig rund ging es dann nach dem Spiel. Malmös Trainer und Spieler zeigten sich ausgesprochen gesprächig und eröffneten eine »dritte Halbzeit« in den Medien. Malmös Keeper Johan Wiland bezeichnete Celtics Spieler als »Schweine« (Zitat):

»They are pigs, all of them, that’s the way it is«

Celtics zweifacher Torschütze, Mittelstürmer Leigh Griffiths, verhalte sich »kindisch«, so Wiland (Zitat ebd.):

»Leigh Griffiths, well, I don’t know what to say, he behaved like a child, tugging shirts all the time.

Und Trainer Age Hareide legte noch einmal nach und merkte süffisant an, dass Celtic nicht fit genug sei.

Und nun: Showdown in Malmö!

Das hat die Stimmung vor dem Rückspiel natürlich schön aufgeheizt. Wilands »Pig«-Zitat dürfte mittlerweile groß in der Celtic-Kabine hängen und den Extra-Moment Motivation für die Bhoys heraus kitzeln. Auch wenn Celtic-Coach Ronny Deila sich um Sachlichkeit bemüht und, auf das »Schweine-Zitat« angesprochen, schön von oben herab in Richtung Malmö bemerkt:

»We can't go to that level, that is not Celtic.«

Und auf die Bemerkungen seines Trainer-Kollegen Hareide eingehend (Zitat ebd.):

»It seems like they have won three or four zero when he talks.«

Die Bühne ist also bereitet für ein episches Rückspiel Malmö vs. Celtic, und des ballreiters unmassgeblicher Meinung nach ist dieses Spiel am Dienstag (20:45, live auf Sky Sport 4) das Spiel der Play-Off-Runde, das man anschauen muss.

Für Celtic ist es zweifellos schon jetzt das wichtigste Spiel der Saison. Schottische Meisterschaft und EL sind schön und gut, aber Champions League ist »the real thing«, und, siehe oben, nach Celtics Selbstverständnis gehört man dort einfach hin.

Also rufen morgen alle, die zur grünen Seite von Glasgow halten: C‘mon the hoops!

(Letzteres ist ein Anfeuerungsslogan der Celtic-Fans, aus »Come on« und »Hoops«, so wie »Hula Hoop«, wg. Celtics traditionell grün-weiß-gestreiftem Trikot.)